Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol. Über Klaus Bittermann

Klaus Bittermanns neues Büchlein ist nicht mehr und nicht weniger als ein Ereignis!
Feine, wahrhaftige, lakonische und sensationell beobachtete Szenen und Miniaturen hat er zusammengetragen über den Graefe-Kiez, über Berlin, über die Welt. Das Abseits ist es, das ihn interessiert, nicht die glänzenden Fassaden, die Hinterhöfe, der Rand, die skurrilen Typen, die Trinker, die von der Modernisierung Abgehängten... Ihnen gehört sein Herz, seine Wut spart er sich für jene dummdeutsche Borniertheit auf, die es nicht besser verdient und die er abwatscht, dass es eine Art hat. Aber nie verliert er ein Wort zuviel. Wie genau das ist, wie schön, wie komisch, wie wunderbar - die kleine Form als ganz große Literatur.
Dabei macht Bittermann nur den berühmten Schritt zur Seite, guckt hin, hört zu, fotografiert, notiert und erzählt dann leicht und liebevoll exakt die Geschichten, die es wert sind erzählt zu werden. Was ein Ding! Da muss erst dieser verrückte Verleger und grandios uneitle Flaneuer kommen, um allen zu zeigen, wie es geht. Keine Ahnung, auf wieviel Schwarten der letzten Jahre „endlich kommt der lang ersehnte Hauptstadt-Roman“ draufstand oder „das Beste Berlin-Buch überhaupt“ oder ähnlicher Tand - bei >Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol< würde es endlich mal stimmen!

© 2011 jess jochimsen. zuerst erschienen in: rote liste (jos fritz bücher)

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